Ob es immer das große Glück ist, die kapriziöseste Frau abzubekommen, sei (zumindest im wahren Leben) mal dahingestellt. In der Oper gelten aber andere Gesetz und so kriegt der naive etwas tumbe Nemorino sie am Ende doch, seine angebetete Adina, eine Frau von höherem Rang und eigentlich nicht seine Kragenweite. Wer Nemorino, dem Nobody, dabei hilft, ist der listige Dulcamara. Ein Quacksalber, Seelenfänger und Großkotz, der dem liebeskranken Nemorino einen angeblichen Liebestrank und den damit verbundenen Rausch teuer verkauft. Mit dieser Masche kommt der ganz in Gold gekleidete und wunderbar verschlagen von Bruno Balmelli gespielte Doktor bis zum Schluss durch und wird sogar noch gefeiert für ein Elixir, welches lediglich die übliche, berauschende Wirkung entfaltete, die man von Bordeaux zu erwarten hat. Welch eine schöne Idee, dem Alchemisten die Gestalt eines Barmixers zu geben.
Überhaupt ist die Idee, die dörflichen Geschichte auf eine moderne Hochzeitsgesellschaft zu übertragen, voll und ganz gelungen. Die Regie hat Kostüme und das Bühnenbild passend auf dieses Setting gemünzt und dabei nicht an Ausstattung und prachtvollen Farben gespart. Besonders gefallen hat mir die Idee, den Himmel voller Weingläser zu hängen, als Sinnbild für den Trank, der alles möglich macht und alle berauscht. Die Gläser, die mal als dräuender Himmel über der Szene abgesenkt wurden, mal wie trennende Wände zwischen den Protagonisten schwebten, waren für mich das Element, das auch die Handlung zusammenhielt.
Dieser Opernabend ist ein großer Spaß. Wer Tiefgründiges und Schwere erwartet, ist hier sicher nicht wirklich gut bedient. Aber es gibt auch bewegende Momente, etwa die Arie des Nemorino, in der er die heimliche Träne im Auge seiner Angebeteten besingt. Insgesamt haben mir das Ensemble und die Stimmen des Abends gut gefallen.
Was mir in Erinnerung bleiben wird, ist ein unterhaltsamer Opernabend mit berührenden Momenten.
Weitere Informationen zu „L’elisir d’amore“:
http://www.operamrhein.de/de_DE/repertoire/l-elisir-d-amore.1045076
Christoph Grätz
Referent der Stabsstelle Kommunikation bei der Caritas
Wenn es sie nicht schon gäbe, bäte er Gott sie zu erfinden: die Musik. Als Sänger im philharmonischen Chor Duisburg, als ungeduldiger Akkordeonschüler und begeisterter Tangotänzer füllt Christoph Grätz seine Freizeit mit viel Musik (und umso weniger Sport). Bei der Arbeit als Öffentlichkeitsarbeiter für die Caritas darf er zwar auch kreativ werden, aber fast nie musikalisch. Oper und Ballett entdeckt er jetzt nach und nach als Opernscout. Wie schön, dass er etwas davon mitteilen kann.