Christiane Hain über die Premiere von „La Bohème“
Eine der bekanntesten Opern von Giacomo Puccini ist „La Bohème“. Sie erzählt von dem einfachen Leben der Bohemiens die sich gegen die Normen der bürgerlichen Gesellschaft stellen, wenig Geld haben, aber von der Freude und der großen Liebe im Leben träumen.
Dies ist das erste Mal, das ich diese Oper höre und sehe. Um mein Fazit vorwegzunehmen: Reingehen, sich von der Musik verzaubern lassen und die zeitgenössische Inszenierung auf sich wirken lassen. Es ist ein gelungener Abend.
Der Zuschauer wird von Anfang an von der Musik Puccinis, die voller Emotionen ist, mitgenommen auf eine Reise durch das Leben bzw. die Erinnerungen des Rodolfos, an seine Zeit in Paris. Das Stück wird getragen durch die Musik, die hervorragend durch die Duisburger Philharmoniker zusammen mit ihrem Dirigenten interpretiert wird.
Die schauspielerische und gesangliche Darbietung von Rodolfo und seinen Freunden ist auf einem sehr hohen Niveau und sehr ausgewogen. Die vier Darsteller lassen das Leben zwischen Hunger, Trauer, Suche nach Liebe und ausgelassener Freude sehr lebendig werden. Mimì und Musetta sind zwei ganz unterschiedliche Frauen, die eine sehr ernsthaft und die andere sehr flatterhaft. Es ist sehr interessanter, dass beide Frauen dieselbe Frisur und Kleidung haben, dadurch identisch wirken und so eine Typisierung für die Liebe stattfindet.
Wer bei „La Bohème“ nun ein opulentes Bühnenbild erwartet, wird enttäuscht. Die Hauptakteure verlassen in den 4 Bildern nicht den Raum. Der Zuschauer muss sich die räumlichen Wechsel vorstellen, was nicht immer einfach ist. Der Raum mit grünen Fliesen an der Wand lässt den Zuschauer fragen, ob es sich hierbei um ein Schwimmbad, Raum in einem Bahnhof oder Sanatorium handelt. Auf jeden Fall symbolisiert dieser die Kälte, in der die Bohemians leben, da sie einfach kein Geld zum Heizen haben. Ein guter Einfall ist die zweite Ebene, auf der das Treiben auf dem Weihnachtsmarkt stattfindet. Dies wird hervorragend durch den Chor der deutschen Oper am Rhein und dem Kinderchor in Szene gesetzt. Hervorzuheben sind hier auch die tollen Kleider der Pariser Bürger.
Der junge Regisseur Philipp Westerbarkei fordert in der Inszenierung den Zuschauer heraus, sich mit dem Stück auseinanderzusetzen, man muss aufpassen, um alle Details zu bemerken. Es bleiben einige Szenen ungeklärt, offen und unterschiedlich interpretierbar. Dies schien nicht allen Zuschauern zu gefallen, die ihr Missfallen auch am Ende durch einige Buhrufe bekundeten. Überwogen hat jedoch die Zustimmung zur Musik und Inszenierung.

Christiane Hain
Application Managerin
Christiane Hain arbeitet im IT-Bereich einer Bank in Düsseldorf. Sie ist in der Neckarstraße Duisburg aufgewachsen – in Sichtweise des Theaters, das ein fester Bestandteil im Familienleben war: Die Großmutter, die Eltern, die Schwester und sie selbst – alle waren regelmäßige Theaterbesucher. Ihre Tätigkeit als Opernscout führt dazu, dass sie wieder bewusster ins Theater geht und die Aufführungen als einen wichtigen Ausgleich zum Berufsleben betrachtet.